Weser-Kurier vom 21.09.2021

Die Kantorei ist wieder da

Kinder- und Jugendchöre präsentieren im September die Premieren ›Was tust Du‹ und ›Kalif Storch‹

Von Sigrid Schuer

Altstadt/Ellenerbrok-Schevermoor. Nach der langen Lockdown-Zwangspause endlich wieder mit der Kinder- und Jugendkantorei loslegen zu können, das sei für alle ganz wunderbar, erzählt Ilka Hoppe, Leiterin des musischen Kollektivs. »Wir haben bei den Proben so viel Spaß, nachdem wir eineinhalb Jahre wegen der Pandemie nicht proben konnten«, berichtet die Chorleiterin. »Zum Glück haben wir im August zwei Mal eine Woche auf Langeoog an der frischen Seeluft proben können, zuerst mit dem Kinderchor, dann mit dem Jugendchor. Denn im vergangenen Jahr konnten wir wegen Corona nicht fahren.«

Die Kinder- und Jugend-Kantorei plant, im September gleich zwei Stücke herauszubringen. Die Song-Oper ›Was tust Du‹ nach dem Märchenklassiker ›Das kalte Herz‹ von Wilhelm Hauff wird als Produktion der Jugendkantorei in unsere Zeit versetzt und am Freitag, 17. September, um 19.30 Uhr in der Waldorfschule Bremen-Osterholz uraufgeführt, gefolgt von einer weiteren Vorstellung, am Sonntag, 18. September. Am Sonnabend, 25. September, folgt dann das märchenhafte Musiktheater ›Kalif Storch‹ von Christine Grottke nach dem bekannten Märchen aus Tausendundeinder Nacht, eine Produktion der Kinderkantorei.

In Wilhelm Hauffs Märchen ›Das kalte Herz‹ hat das Produktionsteam einen brandaktuellen Kern entdeckt. Die Musik der Oper wird vom Bremer Kaffeehausorchester interpretiert, darunter rebellische Songs von Rio Reiser, den Ärzten und der Band Element of Crime um Sven Regener. Im Original, das Hauff 1827 schrieb, verkauft der arme Köhler Peter Munk dem teuflischen Holländer-Michel sein Herz und bekommt dafür einen Stein zurück. Drehbuchautor Christoph Jäger, der auch Regie führt, katapultiert den Tankwart Peter, der zum Mindestlohn jobbt, in der aktuellen Version in die Fernseh-Show ›Wir kaufen Dein Herz‹. Gewinner ist, wer die wenigsten moralischen Skrupel hat und sich von Emotionen wie ›Liebe‹ und ›Mitgefühl‹ frei machen kann. Entstanden ist die Song-Oper wie immer in einem kollektiven Schaffensprozess. Es stelle sich doch die Frage: »Wie weit würden Menschen gehen, um für ihren eigenen Vorteil ihre Seele zu verkaufen?«, resümiert Ilka Hoppe. Und vor allem gehe es gerade heute auch um die Solidarität untereinander. Das lernten die Jugendlichen, gerade singend und spielend am besten zu begreifen.

Spaß pur ist dagegen die bunte Geschichte vom ›Kalif Storch‹. Sie sei besonders für die kleineren Kinder eine willkommene Abwechslung, um einmal aus dem Alltag in eine andere Welt abzutauchen, sagt Hoppe: »Das ist etwas Lustiges und macht ihnen Spaß, der heute leider oft zu kurz kommt«. Besonders für die kleineren Kinder sei die Zeit des Lockdown unheimlich anstrengend gewesen. »Das hat sie ganz hart getroffen«, blickt die Chorleiterin zurück, die seit September eine Vollzeit-Stelle für Kinder- und Jugendarbeit in der katholischen Gemeinde von Sankt-Johann hat. Anstrengend sei die Zeit des Lockdown aber auch generell für die gesamte Kantorei gewesen. Virtuell geprobt worden sei im Einzel- und Gruppenunterricht, aber das sei natürlich nicht dasselbe, als wenn sich live die Dynamik entfalten könnte, sagt Hoppe.

»Wir haben die Zeit aber auch genutzt, um einen Film über unsere Stadtmusikanten-Produktion zu drehen, der Film ist auf unserer Website zu sehen. Ja, und dann haben wir auch eine Stadtmusikanten-CD eingespielt und in mühevoller Kleinarbeit jede einzelne Stimme aufgenommen und zusammen geschnitten«. Im März 2020 hatte die Kantorei mit ihrer Version, erzählt aus der Sicht der vertriebenen Räuber, Generalprobe, dann fiel der Lockdown-Vorhang. »In dieser Zeit haben wir die Geschichte weiter entwickelt«, erzählt sie. Nach diesen entbehrungsreichen eineinhalb Jahren zählt die Kantorei 22 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 23 Jahren. »Wir hoffen darauf, dass es wieder mehr werden, wenn es jetzt wieder aufwärts geht«, sagt die Chorleiterin. Und unterstreicht, dass neue Mitglieder keineswegs vom Blatt singen können müssten: »Uns geht es einfach darum, gemeinsam Musik und Theater zu machen«.

Uraufführung der neuen Song-Oper ›Wast tust Du‹ am Freitag, 17. September, und weitere Aufführung am Sonnabend, 18. September, um 19.30 Uhr in der Waldorf-Schule Bremen-Osterholz, Graubündener Straße 4. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßig acht Euro. Uraufführung des Musiktheaters ›Kalif Storch‹ von Christine Grottke am Sonnabend, 25. September, um 16 Uhr in der Aula der Grundschule St. Johann im Schnoor. Eintritt: Kinder vier Euro. Erwachsene acht und Familien 15 Euro.